Der 4 wöchige Urlaub damals prägte mich in vielerlei Hinsicht. Einerseits war ich von der unendlichen, unberührten Natur fasziniert und andererseits wusste ich damals wohl schon, dass ein solches Leben definitiv herausfordernd, spannend, abenteuerlich aber auch weit einfacher sein müsste. Einfach - gut.
Meine Verwandten boten uns einen unvergesslichen Aufenthalt mit Bootsfahrten über den Chilko Lake, Zeltübernachtungen, Kochen am Lagerfeuer, Goldwaschen, Fischen, Jagen, Räuchern, Tontauben schießen - Abenteuer pur!
1994 flogen wir das 2.Mal zu meinem Onkel und hatten auch da wieder
einen unglaublichen Aufenthalt. 1 Woche mit einem Wohnmobil quer durch
British Columbia und danach wieder zur mittlerweile erweiterten Charly´s
Guest Ranch am Elisabeth Lake (nach meiner Tante benannt).
Es war
einfach ein unglaubliches Erlebnis, doch geschockt war ich schon 1988
beim Anblick der Indiana, die frisch und fröhlich mit Jeans, Turnschuhen
und Ihren V8 Pick Up´s unterwegs waren... Mein bisheriges Bild von
Indianern war somit verflogen 🙂
Oft überlegte ich wie ich es anstellen könnte. In meiner Lehre als KFZ Mechaniker träumte ich von einer eigenen Tankstelle mit Werkstatt an einem Highway, wie man es aus alten Filmen kennt und wo die alten lässigen Amischlitten Stopps einlegen, um für den durstigen Motor nachzufüllen. Im Grunde hätte ich es ja leicht gehabt, da ich theoretisch bei meinen Verwandten wohnen hätte können, aber ich wollte nicht abhängig sein, weshalb das Auswandern eher und unerreichbarere Ferne blieb.
Während meines
Besuchs mit einem "Arbeitskollegen und seinem Bruder", wo wir anfangs
mit einem geliehenen Dodge Van eine größere Tour durch Kanada machten,
lernte ich meine Verwandten von einer mir bisher unbekannten Seite
kennen. Auch die Menschen rund um den Ort Sun Peaks, der Stadt Kamloops
und ebenso die Menschen im Übrigen Kanada vermittelten nicht mehr die
Werte, die ich die Zeit von 1988 bis 1995 erleben durfte. Lediglich eine
Sache blieb mir in Erinnerung, als wir in Prince George eine
Gaskartusche benötigten, da unsere leer wurde. Die nette Verkäuferin
bemühte sich so sehr uns zu helfen und ging für uns nach telefonischer
Absprache mit der Konkurrenz zu dem Laden um uns die richtige Kartusche
zu übergeben. Unglaublich sowas - dies hinterließ einen bleibenden
Eindruck. Dennoch musste ich leider feststellen, dass sich die Menschen
stark veränderten hatten. Genau wie auch in Salzburg war die damalige
Gelassenheit, Freundlichkeit und das Zuvorkommen nahezu verflogen. Der
Tourismus zog sich durch alle Orte und Städte. Das unberührte Kanada
starb für mich ein wenig...
Als mein Bruder und ich im Dezember
2009 noch einmal nach Sun Peaks reisten, um meinem damals frisch
operierten Onkel im Restaurant auszuhelfen, brach für mich eine Welt
zusammen. Die in der Zeit erlebten Vorkommnisse bestätigten mich in
meiner im Jahr 2005 gewonnen Meinung wie sehr sich alles verändert hat.
Hier kannte ich meine Verwandten kaum wieder und bereute es im
Nachhinein diese Besinnliche Zeit mit Neujahr in Kanada verbracht zu
haben.
Von diesem Moment an war Kanada für mich komplett gestorben.
Nicht nur aufgrund der damals abgebrochenen Beziehung zu meinen
Verwandten, sondern auch aufgrund der sichtlich veränderten
Gesellschaft.
Wieder in Salzburg angekommen konzentrierte ich mich immer mehr auf meine im Jahr 2007 angemeldeten Firma. Nach dem Kanadaurlaub 2005 kaufte ich mir als "letztes KFZ Projekt" noch einen alten Chevrolet Camaro Z28, welchen ich sorgfältig restaurierte und lackieren ließ und nur wenige Km im Jahr bewegte. Auch das ehemals so beliebte Thema Auto verlor irgendwann sein Dasein, weshalb ich 2011 beschloss den Camaro zu verkaufen und mir stattdessen einen CO2 Laser für die Firma anzuschaffen.
Eine neue Ära baute sich auf. Anfangs noch in der Garage meiner Eltern, wo ich den Laser betrieben habe und meiner Kreativität freien Lauf ließ. Nachdem sich das Geschäft immer weiter entwickelte, entschloss ich mich 2014 ein Geschäftslokal anzumieten. Mit plötzlich knapp 60qm wuchs mein Inventar von Werkzeug, Maschinen und Materialien stetig an. Das Geschäft brummte langsam, aus der kleinen Werbeagentur für Web und Grafikdesign entstand irgendwann eine Firma zur Produktion individueller LED-Produkte für Firmenkunden.
Mit einem 2. CO2 Laser und einer großen CNC Portalfräse erweiterte ich 2015 mein Angebot. Das Thema Auswandern war völlig verflogen, die Arbeitsstunden wurden immer mehr. Durch meinen Teilzeitjob nebenher fing ich irgendwann um 3 Uhr Früh zu arbeiten an und kam oft erst um 20 oder 21 Uhr wieder nach Haus...
2013 kam meine Hündin Marley noch in mein Leben. Aufgrund der vielen Arbeit, musste sich meine damalige Freundin die meiste Zeit um sie kümmern. Ich hatte Marley zwar täglich von halb 5 bis 14 Uhr bei mir, aber richtig Zeit konnte ich Ihr nicht widmen. Nur am Wochenende hatten wir immer eine sehr schöne Zeit gemeinsam.
2015 während der Flüchtlingskrise und während man bereits deutlich erkennen konnte, dass in unserem System etwas nicht stimmen kann, dachte ich wieder vermehrt wie es wäre unabhängig und abseits des hier gewohnten Alltagsstress zu leben. Die Firma lief gut aber aufgrund der vielen Arbeitsstunden, die nach Anschaffung eines großen aus Edelstahl gefertigten 3D Druckers durch die Decke gingen und somit die Tagesstunden auf teils bis 18 Stunden anhob, vergaß ich wohl was im Leben wirklich wichtig ist. Der Kopf voller Ideen und Lösungsansätzen um den teuren 3D Drucker endlich zum Laufen zu bekommen, kam ich oft um 21 Uhr nach Hause, wo ich langsam ans schlafen gehen denken sollte - was dann jedoch nicht ging... Nach Stunden schlaflos im Bett fuhr ich oft um Mitternacht wieder in die Firma um weiter nach dem Problem zu suchen.
Jetzt 6 Jahre später erfuhr ich von meiner damaligen Freundin, dass sie dachte ich würde Ihr fremdgehen, da ich so spontan mitternachts wieder wegfuhr. Leider konnte ich aufgrund von massivem Schlafmangel nicht erkennen was gerade geschah.
Erst als sich die bis dahin langjährige Beziehung auflöste, schaltete ich wieder einen Gang runter. Die Kreativität verlor ganz von selber seine Kraft. Oft saß ich in der Firma und wusste nicht was ich arbeiten soll. Interesse war so gut wie keines mehr da. Von nun an begann eine neue Zeit - die Frei-Zeit!
Ab hier veränderte sich die Einstellung zum Arbeiten komplett. Ich reduzierte die Arbeit meiner Selbstständigkeit auf ein Minimum. Gerade so viel um die Kosten zu decken. Die Erinnerung an ein einfaches, unabhängiges Leben fand wieder Platz in meinem Kopf.
Bereits 2012 nach einem Campingurlaub in Slowenien (einmal Lesce und einmal Bohin) kam mir der Kauf eines Naturgrundstücks in den Sinn. Der Plan damals war es, einen Selbstversorger Campingplatz aufzubauen. Meine damalige Freundin konnte sich darunter gar nichts vorstellen und hielt mich eher für verrückt, somit verliefen diese Gedanken wieder im Nirgendwo. Die Preise waren da noch sehr niedrig - für etwa 30000 Euro hätte man ein 8000qm Grundstück an einem Fluss wie die Korana bekommen, was für einen kleinen Campingplatz schon gereicht hätte. Nach mühsamer Planerei und gescheiterter Überredenskunst ließ ich das Thema wieder links liegen. Erst 2015 während der damaligen Krise kam es wieder zum Vorschein. Aber auch hier blieb es bei einer Planung ohne Umsetzung.
Die Jahre vergingen und nichts tat sich in Sachen Auswandern. Mal wieder eine neue Beziehung über Monate oder wenige Jahre, viel Berg gehen, Abenteuer in der Natur erleben, Natur genießen, Leben genießen. Mir gings gut. Tägliches Arbeiten bis Mittag, die restliche Zeit in der wundervollen Natur. Im Grunde hatte ich nur noch meine Firma, die ich schließen müsste, um den Kopf komplett frei zu bekommen.
Erst mit Start des Corona Wahnsinns wurde das Thema Auswandern, bzw. das "sich unabhängig machen" wieder interessant. Das System zeigte sich wieder einmal von seiner wahren Seite. Die Firmenaufträge für meine Fixkosten vielen rasant weg, alle Bemühungen verliefen erfolglos, eine finanziell schwere Zeit mit doch großen Verlusten ging los. Die groß angepriesenen Staatshilfen blieben aus. Monatlich etwa 700 Euro Minus war an der Tagesordnung - das hart Ersparte purzelte gerade so dahin. Meine damalige, massiv überarbeitete und kaum erreichbare Buchhalterin konnte glatte 254 Euro Gesamt-Staatshilfe für mich herausholen - wow, dachte ich mir. Andere Unternehmen, die die letzten Jahre Millionengewinne gemacht haben bekommen gänzlich Ihre Kosten und sogar einen Teil deren entgangener Gewinne vom Staat übernommen und andere, die die letzten Jahre immer alles in die Firma investiert haben und durch eine hohe Abschreibung keinen Gewinn hatten, bekommen ein Krümelchen, womit gerade mal die Kosten für den Buchhalter bezahlt werden können?
Nun reichte es mir - ein solches System wollte ich nicht mehr länger mit meiner Selbstständigkeit unterstützen. Im November 2020 meldete ich meine Firma als ruhend. Die noch laufende Miete musste ich bis Ende März 2021 weiterbezahlen, trotz dem, dass ich kein Einkommen aus der Selbstständigkeit mehr hatte. Auch laufende Kosten an den Staat musste man weiter bezahlen, weshalb ich die Firma im Juni 2021 dann endgültig löschen ließ. Endlich frei, dachte ich mir...
Aufgrund dieser Entwicklung und nachdem mir diese Corona Pandemie ein weiteres Mal aufzeigte, dass dieses System nicht für den Bürger erschaffen wurde, knüpfte ich immer mehr Kontakte zu ähnlich denkenden Menschen. Menschen, die den Wahnsinn ebenso hinterfragten und nach einer Lösung aus diesem System suchten. Immer mehr erinnerte ich mich an meine Kindheit und den Wunsch systemunabhängig leben zu wollen.
Überlegungen ein einfaches, unabhängiges Leben leben zu wollen war in vieler Munde. In verschiedenen Gruppe und Communities wurde der Ruf nach autarken Gemeinschaften immer lauter. Nur wohin? Diese Frage stellten sich wohl sehr viele Menschen. Wohin und wie soll das Ganze dann aussehen? Die Meinungen gehen diesbezüglich nach wie vor sehr auseinander. Viele wollen einfach in den Süden, wo es schön und war ist und der Winter keine Bedrohung darstellt. Viel weiter wird aber oft nicht gedacht habe ich das Gefühl.
Zu weit weg von der Familie wollte ich nie, somit waren immer nur angrenzende Länder etwas südlicher von Österreich interessant. Mit dem Auto muss es erreichbar sein, oder zur Not mit der Bahn oder Bus.
Landschaftlich und preislich war Kroatien Inland sehr interessant. Nahe Duga Resa (Karlovac) fand ich sogar ein tolles Grundstück mit 2 ha Land, nahe eines schönen Flusses mit Trinkwasserqualität und eigenem Wald. Der Verkäufer konnte Deutsch, was einen Kauf vereinfachen würde. Nach Kontaktieren der Österreichischen Botschaft und eines Rechtsanwalts in Kroatien, stellte sich jedoch heraus, dass der Erwerb eines landwirtschaftlichen Grundstücks nur Inländern oder Menschen mit landwirtschaftlicher Ausbildung vorenthalten ist. Ein Schlag ins Gesicht, nachdem ich mir bereits ausmalte was ich dort alles aufbauen wollen würde.
Von Kroatien weggekommen, versuchte ich herauszufinden wie es denn im benachbarten Slowenien aussehen würde. Landschaftlich nochmal interessanter sofern man in der Nähe von Bergen etwas bekommen würde. Die Recherche verlief nicht gut. Sehr teuer, kaum ein Makler schrieb zurück, die Botschaft gab mir keine Auskunft und verwies mich an einen Rechtsanwalt, den ich selbst bezahlen müsste, obwohl die, die Auskunft sicher geben hätten können. Nach weiterer Recherche und zahlreichen Mails mit Maklern fand ich aber dennoch heraus, dass es gleich wie in Kroatien zu sein scheint. Wieder ein Rückschlag also. Ich ging also davon aus, dass dies eine EU-weite Regelung sei und stelle meine Auswanderpläne vorerst wieder zurück.
Durch Zufall kam ich Anfang 2021 auf Ungarn und trat einer Gruppe namens "Auswandern nach Ungarn" bei. Ich stellte mich kurz vor und schilderte mein Vorhaben. Ein einfaches, minimalistisches, unabhängiges Leben mitten in der Natur.
Die meisten in der Gruppe haben definitiv eine andere Vorstellung vom Auswandern, bzw. machen es nicht um aus dem System auszusteigen. Daher waren die Kommentare meist eher negativ oder kontraproduktiv. Von einem komplett autarken Leben ohne Strom und Wasseranschluss im minimalistischen Stil hatte da kaum jemand eine Vorstellung.
Dann aber meldete sich eine Deutsche, welche zu diesem Zeitpunkt bereits über 1 Jahr mit ihrer Tochter beinahe systemunabhängig in Ungarn lebte und lud mich ein sie zu besuchen, um mir die Gegend zu zeigen.
Im Mai 2021 fuhr ich also das erste Mal nach Ungarn und besuchte Nicole und Ihre damals 6 jährige Tochter auf einem in Westungarn befindlichen Weinberg. Die Lage sehr naturnah, viel Wald, keine Wohnhäuser, nur Weinberghäuschen (Pincen, Tanya´s), die zum Herstellen von Wein gedacht sind. Kein Wasser- oder Kanalanschluss, Außen-Plumpsklo, kein Bad, keine Typische Küche, keine Dusche oder fließend Wasser. Nur ein Raum mit Holzofen, eine Matratze am Boden und ein paar Kästen.
Einfach - sehr einfach und recht unordentlich, was mich ein wenig schockierte. Ich durfte im Wohnwagen übernachten, den die Tochter mit Ihren Freundinnen zum spielen nutzen. Es war kalt, es regnete viel, die Feldwege und Forststraßen alle sehr matschig und rutschig, aber ich fühlte mich recht wohl.
Etwa zwei Wochen blieb ich bei den zwei Auswanderern und machte mir ein Bild von Ungarn bzw. einem solchen Leben mitten in der Natur. Handwerklich geschickt, wie ich bin, half ich Nicole Ihre Bleibe ein wenig zu verbessern und erledigte Arbeiten, die sie selbst nicht machen konnte. Entsprechend Werkzeug hatte ich ja mitgenommen - im Gegenzug dass ich bei ihr kostenlos wohnen durfte. Es machte mir irrsinnig Spaß und weckte auf jeden Fall Interesse selbst einmal ein Häuschen wie dieses umzugestalten. Ich baute eine einfach Outdoor-Dusche mit Wasserpumpe, Kanister und Brauseschlauch, da ich das Duschen als sehr wichtig empfinde. Einfach um sich nach einem anstrengenden Tag erfrischen zu können.
Nach der Besichtigung diverser Objekte mit Nicole aber auch mit Judith, einer Maklerin aus Zalaegerzeg, kam jedoch wieder großer Zweifel auf. Die Lage war oft nicht das was ich mir vorstelle, zu kleines Grundstück, keine Alleinlage oder dann zu weit weg von Nicole. Nachdem ich wieder in Salzburg war und das Internet regelrecht nach Ungarischen Immobilien in dieser Umgebung durchwühlte, ließ die Euphorie langsam wieder nach. Keines der Objekte war auch nur annähernd wie ich es mir vorstellen würde. Ich redete mir zudem ein, dass mir vermutlich auch die Berge fehlen würden, weshalb ich die Suche einstellte.
Der Kontakt zu Nicole wurde weniger, ich denke auch sie war enttäuscht und hätte sich gefreut wenn ich in deren Nähe etwas finden würde.
Der Corona Wahnsinn bzw. Politik-Wahnsinn Schritt voran - die mir bekannten Agenden bestätigten sich immer mehr. Die Schwurbler behielten fast in allem Recht. Unglaublich was in unserem Land passiert. Jeder, der dies nicht erkennt, muss blind sein, denke ich mir nach wie vor.
Fast 1 Jahr später und nachdem mich das Thema Unabhängigkeit nicht loslassen wollte, suchte ich wieder nach Immobilien in Ungarn - dieses Mal mit einem größeren Umkreis. Zuerst weiter Richtung "Vas", später wieder in Zala, aber weiter in den Süden. Der Kontakt zu Nicole war so gut wie abgebrochen. Ich kontaktierte sie nochmal wegen einer verfallenen Pince auf Ihrem Weinberg aber der Besitzer ließ sich nicht herausfinden. Somit konzentrierte ich mich nur noch auf andere Ortschaften.
Ich fand dieses Mal mehrere Objekte, die meinen Vorstellungen halbwegs entsprachen - nur das Umfeld war noch nicht perfekt.
Eines Tages... BOOOM - da war es!
Das Weinberghaus mit den Worten "Ruhe und keine Nachbarn" im Titel des Inserats. Sofort versuchte ich die Lage über Google Maps zu finden. Die angehefteten Fotos verrieten schon so Einiges, da ich aber Gewissheit haben wollte und sofort richtig interessiert war, kontaktierte ich die Maklerin "Erika". Zeitgleich schrieb ich noch weitere Makler ähnlicher Objekte an. Gespannt wartete ich auf Antwort...
Stunden später meldete sich Erika auf Ungarisch per Email - gespannt kopierte ich den Text in einen Übersetzer... Yesss - das Objekt ist noch verfügbar und all meine Fragen zum Objekt wurden höflich beantwortet, was ein sehr gutes Zeichen war. Die anderen Makler haben sich entweder gar nicht gemeldet oder gingen nicht auf meine Fragen ein. Auch Judit vom Vorjahr war in Sachen Kompetenz nicht erwähnenswert.
Da ich mir ja schon sehr lange überlegte was mir wichtig wäre und was ich erfragen müsse, verfasste ich eine weitere Email an Erika und fragte auch ob die Lage, die ich per Google Maps ausmachte, die Richtige sei. Nach etlichen Emails hin und her, wurde ich mir immer sicherer, dass dies mein zukünftiges Weinberghäuschen werden würde - sofern alles gut geht.
Als also alle meine Fragen ausreichend beantwortet waren und ich sowohl aktuelle Fotos und auch einen aktuellen Grundbuchsauszug erhalten hatte, war ich mir komplett sicher! Erika bot mir einen Besichtigungstermin an, welchen ich jedoch ablehnte - denn ich war mir so sicher, dass ich dem Kauf ohne Besichtigung zustimmte!
Jetzt wirds spannend - Erika organisierte eine Übersetzerin für den Kaufvertrag und weitere Zusatzvereinbarungen, sowie einen Termin bei dem Rechtsanwalt Dr. Balogh. Auch meine Forderungen, den Schlüssel bereits bei der Kaufvertragsunterzeichnung zu unterhalten, um gleich auch im Häuschen übernachten zu können leitete Erika in die Wege. Nun erfuhr ich auch, dass die 60 tägige Ausschreibung an der Gemeinde für das Vorkaufsrecht für Ungarische Staatsbürger erst startet sobald der Kaufvertrag unterzeichnet wurde. Dies bereitete mir ein wenig Kopfzerbrechen, da ich mit dem Termin beim Rechtsanwalt mit Unterzeichnung des Kaufvertrags inkl. Schlüsselübergabe auch gleich die ersten Renovierungsarbeiten durchführen wollte. Sofern ein Ungar Interesse an dem Objekt haben sollte und mir dieses Wegschnappen würde, wären natürlich alle Arbeiten und Investitionen umsonst, bzw. für den dann Ungarischen Besitzer...
Egal - es war mir wichtig die Zeit in Ungarn gleich gut nutzen zu können, weshalb ich das Risiko einging dass womöglich alles umsonst wäre, sofern beim Kauf etwas schief laufen sollte. Dass das Grundstück ein Inländer zu diesem Preis kaufen würde erschein mir aber nicht realistisch, da im Grunde nichts vorhanden ist, was einen Ungar interessieren könnte. (keine Weinreben, wenige Obstbäume, renovierungsbedürftiges Haus usw.)
Und so gingen die Überlegungen und Einkäufe zu Hause los.
Was brauche ich?
Wie löse ich was?
Wie arbeite ich effektiv ohne Strom und fließend Wasser?
Die Euros purzelten... Komplette kleine Solaranlage, zahlreiche Akku-Elektrowerkzeuge, Handwerkzeug, Wasserkanister, Eigenbau Trenntoilette, Pumpen, Waschbecken, Spüle, Holz in verschiedenster Form, Schläuche, Schrauben, Profile...
Alles was man irgendwie gebrauchen oder nutzen könnte wurde zusammengepackt.
Der Rechtsanwalt Termin rückte immer näher und mein doch geräumiger Doppelkabine Kastenwagen XL wurde immer voller.
Und so kam es am 19.April 2022 zur Kaufvertragsunterzeichnung und Schlüsselübergabe in Nagykanizsa, sowie zur Erstbesichtigung meines Häuschens mit 6909qm Grundstück.
Alles lief super, auch beim Rechtsanwalt wars recht nett. Erika, die Maklerin, Henriette, die Übersetzerin, der Rechtsanwalt mit Sekretärin, das Verkäufer Ehepaar und ich.
Es war zum Teil sogar sehr lustig - auch wenn ich manches Getuschel nicht verstehen konnte 😉
Danach die Fahrt zum etwa 30 Km entfernten Weinberghäuschen.
Endlich bekam ich das zu Auge, was ich die letzten Wochen mit ziemlicher Sicherheit als mein zukünftiges Eigentum sah.
Und ja - es war so wie ich es mir vorgestellt habe - ich war definitiv nicht enttäuscht.
Der renovierungsbedürftige Zustand war mir ja Großteils bekannt. Lediglich die undichte und mit dicken Spalten versehene Eingangstür, sowie ein zerbrochenes Fenster waren mir neu.
Einziges daraus resultierendes Problem, waren die zu tausenden in den Innenräumen befindlichen Asiatischen Marienkäfer, welche sich in jeder Ritze über den Winter verschanzten und alles vollgeschissen hatten - und das über Jahrzehnte...
Um mich vor den Viechern zu schützen und es halbwegs gemütlich zu haben, stellte ich in einem der beiden Räume ein kleines Bergzelt auf. Dies erschien mir am einfachsten und machte sich bezahlt, bis ich alles abgedichtet und gesäubert hatte.
Und so nahm alles seinen Lauf.
Alle paar Wochen fuhr ich also jeweils für etwa eine Woche zu meinem kürzlich erworbenen Weinberghäuschen, um in dieser Zeit so viel wie möglich renovieren, umbauen, reparieren zu können.
Nach täglich mehr als 12 Stunden Schufterei ließen sich schnell große Fortschritte verzeichnen.
Leider musste ich dafür auch so manch körperliches Gebrechen in Kauf nehmen. Aber egal - das war es mir allemal wert.
Fotos und kurzer Text pro Fahrt...
Leider ist mein Urlaub nahezu aufgebraucht, weshalb ich nun nicht mehr jedes Monat im Winter zu meinem Häuschen fahren werde. Sofern auch kein Feiertag am Freitag oder Montag kommt, wirds eher schwierig, denn nur übers Wochenende, ist mir die Fahrt von etwa 5 1/2 Stunden fast zu lang und kostenintensiv.
Die gröbsten und wichtigsten Arbeiten sind erledigt, ein Übernachten für einige Tage sind ohne Einschränkungen möglich - jetzt folgen eher Feinheiten.
Lediglich die Wasserversorgung muss noch überarbeitet und optimiert werden. Die Spüle braucht eine andere Armatur, auch Warmwasser soll es zukünftig in der Küche geben. Das Abwaschen mit biologisch abbaubaren Mitteln lässt sich mit kaltem Wasser dann doch nicht ganz so toll anwenden. Mit Warmwasser sollte das definitiv besser funktionieren. Die erforderlichen Teile sind bereits in Ungarn und warten darauf installiert zu werden. Ein weiterer Gas-Durchlauferhitzer, Schläuche, eine weitere Pumpe und eventuell auch ein Vorfilter sollten hier Abhilfe schaffen.
Die Wasserversorgung aus dem Keller, welche zukünftig aus der Regenzisterne gespeist werden sollte, wird zukünftig auch mit Pumpe ausgestattet werden, sodass das Wasser in den Wohnräumen direkt von unten hochgepumpt wird.
Das Trinkwasserthema steht noch ein wenig in den Sternen. Bisher habe ich immer genug Wasser mitgenommen und in einen 75 Liter Edelstahlbehälter gefüllt, welcher mit einem entsprechenden Wasserhahn verbunden ist. Zukünftig soll das Wasser durch Regenwasser ersetzt werden.
Meine geplante Outdoorküche, welche ich bereits überdacht habe, wird das künftige Trinkwasser in einen eigenen Regenwassertank leiten. Von hier aus soll es über eine Filteranlage (Sedimentfilter, Keramikfilter, Aktivkohlefilter und ggf. noch UV Filter) zum Trinkwasser umgewandelt werden. Um diese Thematik werde ich mich aber erst nach dem Winter kümmern.
Henriette, meine tolle Übersetzerin aus Nagykanizsa hat mir unlängst auch eine natürlich Quelle genannt, welche etwa 12 Km entfernt liegt. Zur Not eine tolle Sache!
Die weiteren Fortschritte werde ich ggf. einmal nachtragen, oder zumindest das Trinkwasserthema, da dies für Menschen ohne Brunnen eventuell interessant sein könnte.
Meine Zukunftspläne fürs Häuschen:
Egal ob ich tatsächlich auswandern werde und wann oder ob es doch mehr als Ferienhäuschen genutzt werden wird - ich werde immer nach meinem Gefühl entscheiden und nicht ins kalte Wasser springen. Es muss sich richtig anfühlen, das ist das aller Wichtigste. Zum Glück geht es mir in Salzburg gut, ich muss vor nichts flüchten und so lange sich das nicht verändert werde ich noch weiter an dem Ungarn-Projekt arbeiten. Aktuell ist es so weit fertig, dass ich jederzeit hin könnte und einigermaßen gut überleben könnte sofern die Lebensmittelversorgung irgendwie gegeben wäre. Sofern ich meinen Job noch eine Weile behalten kann und die Agenda "Great Reset" nicht schlagartig Einzug erhält, werde ich noch optimieren so gut es geht. Wenn der Zeitpunkt gekommen ist, Österreich zu verlassen, werde ich das merken. Allein wäre ein komplett autarkes Leben dort kaum zu schaffen, daher werde ich definitiv noch abwarten was sich ergibt. Ich bin jedenfalls guter Dinge dass ich die richtigen Entscheidungen treffen wenn es soweit ist zu handeln.
Aktuell sind noch einige Dinge im Haus zu machen - fertigstellen der Holzverschalung, Wasserversorgung optimieren, Wasserfilter installieren, Regale, Schränke, Kabeln und Schläuche besser verlegen, Solarpanele fixieren u.v.m.
Zu guter letzte möchte ich mir den 30qm Keller vornehmen und unterteilen. Eventuell da auch eine Sauna einbauen (falls nicht außen), die Outdoor Badewannen, Timm Dich Pfad, Barfußpfad, Tiefbeet graben und bepflanzen, eine Art Hecke anstatt eines Zauns bepflanzen, eventuell einen kleinen Teich buddeln, einen Komposthaufen errichten, eine Biogasanlage bauen, weitere Obstbäume pflanzen, Wildkräuter im Wald pflanzen, eventuell auch Pilze, einen Schuppen oder ein Lager aufbauen, den unterirdischen Kühlraum und ggf. eine kleine Besucherhütte aufstellen.
Man darf gespannt sein wie sich alles entwickelt und was ich tatsächlich noch alles zu umsetzen vermag - ich bin selbst gespannt wo es mich hinführt und was noch alles an Veränderungen ansteht!
In diesem Sinne wünsche ich allen Lesern alles Gute und freue mich auf zahlreiche Nachrichten, Berichte und einen spannenden Austausch zum Thema Auswandern und Autarkie!
Liebe Grüße, Euer Joe!